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Den Sternenhimmel fotografieren
8.157 mal gesehen | 05. März 2015 | Stefan Gerlach | Blog | Nachtfotografie

Den Sternenhimmel fotografieren



Was benötigt man eigentlich für die Fotografie des Sternenhimmels in der Nacht? Dieser Frage möchte ich mit diesem Beitrag mal auf den Grund gehen. Vielleicht vorab: Nicht so viel wie man denkt.

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten den Sternenhimmel, Himmelskörper oder Landschaften mit Nachthimmel zu fotografieren. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Vorgehensweisen. Zum Beispiel die Fotografie von hunderten Einzelbildern mit anschließender Zusammenführung, dem Fotografieren in Verbindung mit einem Teleskop und Nachführung, oder aber der einfachsten Methode mit einer digitalen Spiegelreflex. Diese Methode möchte ich näher erklären, denn auch hier sind schon tolle Ergebnisse möglich.

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Zuerst müssen wir uns im Klaren darüber sein, was wir fotografieren möchten. Soll es der Mond sein, die vielen Sterne zum Beispiel mit einem Ausschnitt der Milchstraße oder doch eine Landschaftsaufnahme inklusive Nachthimmel? Wir schauen uns hier die Variante ausschließlich mit einem Ausschnitt der Milchstraße an.

Ausschnitt der Milchstraße, August 2015 mit 10mm, Belichtung: 25 Sek. ISO 4000

Das Foto zeigt einen Bereich der Milchstraße am 15.08.2014 um 23:46 Uhr. Die Schärfe sitzt und man sieht sehr schön das "milchige Band" der Milchstraße, die Galaxis. Unzählige kleine und große, blaue und weiße Sterne bilden die für uns als Band sichtbare Sternenstraße.

Bedingungen

Wenn wir den Nachthimmel fotografieren- und viele Sterne ablichten wollen, sind drei Dinge besonders wichtig.

  1. Es sollte eine wolkenlose, sternenklare Nacht sein
  2. Der Mond sollte nicht zu stark scheinen, sonst verschwinden viele Sterne in seinem Licht. Der Himmel ist dann schlicht zu hell.
  3. Der Standort sollte fern von Großstädten sein. Das Licht der Stadt (auch Lichtverschmutzung genannt) lässt dich Sterne, ebenso wie der Mond einfach nicht sichtbar erscheinen. Es gibt hierzu eine Lichtverschmutzungskarte, die Du hier findest.

Ich habe zudem die Erfahrung gemacht, dass sich besonders die Sommermonate und ein später Zeitpunkt in der Nacht sehr gut anbieten um viele Details auf das Bild zu bekommen.

Equipment

Wie oben bereits beschrieben, behandle ich die Fotografie des Nachthimmels mit einer Spiegelreflexkamera, diese sollte also vorhanden sein. Zudem benötigst Du ein Stativ, einen Fernauslöser und ein (möglichst lichtstarkes) Objektiv. Bei der Brennweite des Objektivs kommt es wieder darauf an, was du ablichten möchtest. Soll es möglichst viel von der Milchstraße sein, empfiehlt sich ein Ultraweitwinkel (z.B. 10) bzw. ein Weitwinkel (z.B. 18mm). Möchtest Du aber eher ein Sternbild einfangen, empfehle ich eine Lichtstarke Festbrennweite wie zum Beispiel das günstige Canon ef 50mm 1,8 oder das teurere 85mm f1,8.

Sind die Bedingungen gegeben und das Equipment beisammen? Dann kann es auch schon los gehen. Um ein bestimmtes Sternbild, einen Stern, die Milchstraße oder irgendetwas anderes am Himmel zu finden, gibt es heute ganz tolle Apps für das Smartphone. Ich nutze mit meinem Android die App Sternenatlas Download kostenlos über den Playstore. Es gibt natürlich noch einige mehr, einfach mal im Playstore oder dem Shop deines Vertrauens nachsehen.

Die Milchstraße fotografieren

Mit unserer App haben wir nun die Milchstraße gefunden und können sie auch (bei wenig Lichtverschmutzung) gut am Himmel mit dem bloßen Auge erkennen. Dann gilt es das Stativ aufzubauen, die Kamera drauf zusetzen und den Fokus zu bestimmen. Der Fokus muss auf Manuell gestellt werden und dann auf unendlich gestellt werden. Das ist je nach Objektiv verschieden einzustellen. Im Zweifel würde ich einige Testbilder machen und so den Fokus nach und nach verbessern. Den Fernauslöser nicht vergessen!

Sitzt der Fokus, gilt es nun die richtigen Einstellungen zu finden. Da gibt es natürlich kein Geheimrezept. Je nach Lichtumgebung, Objetiv und auch Kamera sind verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Probiere es einfach aus. Als Richtwert können aber folgende Einstellungen dienen.

Einstellungen für Canon 70D mit Standard Kit-Objektiv

  • Brennweite: 18mm
  • Lichtstärke: 3,5 - 4,5
  • ISO: 800-2500
  • Belichtungszeit: 25 Sek.

Wichtige Infos zur Aufnahme

Um punktförmige Sterne zu erhalten, solltest Du maximal 30 Sek. belichten. Eine längere Belichtung führt zu einer strichartigen Darstellung der Sterne. Als Stilmittel auch gern genutzt, aber für die korrekte Anzeige der Sterne nicht empfehlenswert. Zudem: Stelle dein Aufnahmemodus aus RAW um umfangreiche Bearbeitungsmöglichkeiten zu erhalten.

Wenn nun alles passt, probiere so lange, bis Du das Bild so hast, wie es dir gefällt. Beachte, dass dein Bild nicht komplett fertig aus der Kamera kommt, sondern es noch einer Nachbearbeitung bedarf. Wenn das Bild wie das folgende auf der Kamera zu sehen ist, ist das schon ein akzeptables Ergebnis.

Ausschnitt der Milchstraße, direkt aus der Kamera

So weit so gut, nun haben wir einen Sternhimmel. Aber der sieht recht trist aus. Langweilig. Da muss etwas mehr Farbe, Kontrast und Klarheit rein. Also auf in die Bearbeitung. Ich bearbeite meine Bilder mit Lightroom. Wenn Du auch mit Lightroom arbeitest, kannst Du die folgenden Schritte einfach mitmachen. Nutzt Du ein anderes Programm, probiere die Einstellungen in diesem aufzuspüren.

Sternenhimmel mit Lightroom bearbeiten

Die Bearbeitung ist nicht aufwendig, es sind nur wenige Schritte notwendig, die ich nun im folgenden beschreibe.

  1. Den Weißabgleich lasse ich auf Standard (wie Aufnahme)
  2. Die Belichtung erhöhe ich lediglich um 0,40
  3. Den Kontrast hingegen setze ich mit +83 deutlich höher
  4. Nun erhöhe ich die Klarheit, Dynamic und Sättigung um wenige Punkte
  5. Dunkle Mitteltöne reduziere ich um 50, helle Mitteltöne hebe ich etwas an
  6. Lichter kann man ggf. etwas reduzieren, da die Sterne zu stark leuchten
  7. In HSL reduziere ich die Sättigung bei Gelb und Orange um 80
  8. Zu guter Letzt lege ich von oben und unten noch einen Verlaufsfilter an, der von Außen nach Innen heller wird. So wird der Rand etwas abgedunkelt und der Fokus liegt mehr auf der Milchstraße. Im folgenden, fertigen Bild lasse ich den Verlaufsfilter einmal weg. Im ersten Bild (ganz oben) ist er dabei. So kann man sich den Unterschied ansehen.
Ausschnitt der Milchstraße, mit Lightroom bearbeitet

Das war es dann auch schon. Fertig ist das Bild des Sternenhimmels ohne viel- und teures Equipment machbar. Fragen oder Anregungen? Dann her damit. hallo@gerlach-fotografie.de



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