Wie kann ich Rothirsche in der Brunftzeit fotografieren? Oder: Wie gehe ich vor, wenn ich einen Hirschbock fotografieren möchte? Diese Fragen möchte ich hier beantworten, da ich bis heute keine guten Antworten dazu erhalten habe.
Denn die häufigste Antwort: Fahre in den Wildpark, ist nicht die Antwort, die sich der Wildlife-Fotograf vorstellt, oder? Ich für meinen Teil auf jeden Fall nicht.
Bereits im letzten Jahr hatte ich in -meinem- Gebiet viele Hirsche gesehen. Insgesamt waren es über 30 Hirschböcke (Serienmodus macht das Zählen im Nachhinein möglich) die vor mir den Weg überquerten. Für mich hier oben im Norden nicht so alltäglich. Denn die Population in Norddeutschland ist nicht sonderlich hoch.
Das sieht in anderen Teilen Deutschlands anders aus. Als ich noch Kind war, sind wir mit den Eltern natürlich auch in der Natur unterwegs gewesen. An einen Hirsch kann ich mich aber nicht erinnern. Das mag auch mit der Aufmerksamkeit und Geräuschkulisse als Kind zu tun haben.
Nun bin ich im September in -meinem- Gebiet unterwegs und höre das Röhren von Hirschen. Jedes Mal wieder. Schnell entsteht der Entschluss: einen Hirschbock, besser noch zwei Hirschböcke im Kampf würde ich gerne mal sehen und natürlich gerne fotografieren. Denn Hirsche in der Zeit der Hirschbrunft fotografieren hat schon noch mal etwas ganz spezielles. - mehr zur Wildlife Fotografie.
Ich befinde mich noch auf meiner Reise, trotzdem kann ich dich mitnehmen und von meiner Erfahrung erzählen und dir so den ein oder anderen Ansatz oder Tipp zum Hirsche fotografieren mitgeben.
Den Hirsch gibt es eigentlich nicht. Hirsche umfassen mehr als 80 Unterarten. Bei uns in Deutschland sind der Rothirsch, der Damhirsch und das Reh vertreten. Ja richtig, das Reh ist auch ein Hirsch. Denn der Hirsch beschreibt die Geweihträger, wozu auch das Reh zählt.
Wenn wir in Deutschland vom Hirsch sprechen, meinen wir aber in der Regel den Rothirsch. Der Rothirsch ist das größte Wildtier in Deutschland. Eigentlich ist sein Lebensraum die offene bzw. halboffene Landschaft. Heute lebt er fast ausschließlich in Waldgebieten. Der Hirschbock hat im Gegensatz zur Hirschkuh ein Geweih, welches er jedes Jahr wechselt. Um so älter der Hirsch, desto größer und verzweigter das Geweih.
Fakt zum Rothirsch: Das Rotwild lebt das ganze Jahr geschlechtergetrennt in Rudeln. Nur zur Brunft werden die männlichen Hirsche zu Einzelgängern und kämpfen gegen Ihre gleichgesinnten um die Gunst der Hirschkühe. Der Kampf ist gewonnen, wenn einer der beiden Kontrahenten aufgibt und abzieht. Das passiert auch schon mal schwer verletzt.
Wie beginne ich, wenn ich Hirsche fotografieren möchte? Als erstes studiere ich das Gebiet um festzustellen, wo die Möglichkeiten sind. Wo kann sich das Tier aufhalten? Wo kann ich am besten fotografieren?
Da ich in dem Gebiet oft unterwegs bin, kenne ich viele Stellen bereits und kann so schnell nachvollziehen, wo die Hirsche sein könnten. Ich bin daher 2-3 Tage zu unterschiedlichen Uhrzeiten vor Ort gewesen und bin die Wege leise abgelaufen. Hierbei konnte ich bereits zwei Mal die Hirsche entdecken und auch ein paar dokumentarische Bilder von Hirschen machen. Nun merke ich mir, wo ich die Tiere gesehen habe und zu welcher Uhrzeit.
Wenn ich einen ungefähren Plan habe, wo die Hirsche unterwegs sind und wann ich sie da vermutlich sehe, gehe ich weitere Tage vorsichtig dorthin und überprüfe, ob es Sinn macht - sich hier einmal ein paar Stunden auf die Lauer zu legen (oder zu setzen).
Mein Gebiet ist übrigens ein altes Übungsgelände mit verschiedenen Wald- und Offengebieten. Hier gibt es vereinzelte Schilfflächen, Fichtenwald, Grasflächen und nebenan Landwirtschaftliche Felder.
Wenn du leise und vorsichtig unterwegs bist, kann es bereits reichen um ein paar brauchbare Bilder anzufertigen. Auch mein bisheriges Titelbild ist eben so entstanden. Ich konnte bisher drei Mal ein paar Bilder machen, obwohl ich nur unterwegs war um das Gebiet zu studieren.
Sei leise unterwegs und du wirst erfolgreich sein. Grundsätzlich gilt das gleiche wie auch beim Rehe fotografieren, umso getarnter, desto näher.
Vorteil in der Brunftzeit: Ich konnte feststellen, dass vor allem die Hirschböcke weniger Aufmerksam bzw. weniger ängstlich sind. Das hat sicher mit der Situation der Brunft zu tun, da die männlichen Hirsche unter Adrenalin stehen. Allerdings konnte ich auch schon feststellen, dass die Böcke Ihr Revier auch sofort verteidigen wollen, wenn sie etwas mitbekommen.
So kam ein Hirschbock auf die Fläche gerannt, wo die Hirschkühe standen, welche ich gerade fotografiert hatte. Also auch hier ist Vorsicht geboten. Nicht nur um die Tiere nicht zu stören, sondern auch um sich selbst zu schützen, denn wer weiß schon, wie so ein Bock reagiert, wenn er dich entdeckt und voller Adrenalin ist.
Wenn du deinen Platz gefunden hast, dann heißt es nun, sich hier Tag für Tag hin zu begeben und zu verharren. Das gehört nunmal zur Naturfotografie dazu. Meiner Erfahrung nach ist die Uhrzeit fast egal. Das kommt aber sicher auf den Standort an. Bei mir sind zwar Wege vorhanden, aber es ist sehr wenig besucht, so dass die Hirsche den gesamten Tag über mal zu sehen sind.
In der Regel ist es wie immer bei Wildtieren, die Morgen- und Abendstunden sind am sinnvollsten. Am besten aber so, dass die Kamera auch noch etwas aufzeichnet. Daher begebe ich mich morgens nach Sonnenaufgang und Abends noch weit vor Sonnenuntergang zu dem Gebiet.
Ich bin bedingt getarnt. Ich trage eine Camouflage Jacke, Beige Hose (helle Böden durch getrocknete Gräser) und habe zwei Tarnschals dabei. Zudem ist meine Kamera in Tarnfaben gekleidet und ich trage grüne Handschuhe. Mein Gesicht beispielsweise ist vollkommen offen und für die Hirsche wahrscheinlich der erste Punkt der ihnen auffällt. Das werde ich die kommenden Tage aber einfach ausprobieren, bis ich mein perfektes Bild habe.
Ich halte dich auf dem Laufenden und werde diesen Blog erweitern, wenn sich etwas Neues ergibt.
Um das Gebiet noch besser zu überblicken und die Aktivität der Hirsche etwas zu verstehen, habe ich eine Wildkamera installiert und zwei Tage lang hängen lassen. Hier drei Ausschnitte der Wildkamera.
Ich konnte die Tage noch ein wenig Videomaterial aufnehmen. Mir ist zwar der Ton leider nicht gelungen, aber die Tiere und das Verhalten zu sehen ist auch Imposant. Hier das Video: